Pneumologie bedeutet „Wissenschaft der Lunge“ und sie ist ein faszinierendes, breit gefächertes Fach.
Pneumologie beschäftigt sich sowohl mit Volkskrankheiten wie COPD und Asthma als auch mit seltenen Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose oder andere interstitiellen Lungenerkrankungen. Ein Problem der aktuellen Pneumologie ist, dass viele Erkrankungen –häufige wie seltene- in der Bevölkerung kaum bekannt sind.
Daher sind Aufklärung und Informationsübermittlung über diese Erkrankungen ein wichtiges Anliegen der modernen Pneumologie.
COPD steht für chronisch, obstruktive Lungenkrankheit. Damit ist gemeint, dass es sich um eine langwierige, ja lebenslange Erkrankung handelt und auch, dass bei COPD vor allem die Atemwege eingeengt sind. In Deutschland sind aktuell ca. 6,4 Millionen Menschen an einer COPD erkrankt, weltweit leiden ca. 10%, lokal bis zu 25% der Bevölkerung an einer behandlungsdürftigen COPD. Somit ist die COPD eine der häufigsten Erkrankungen der Gegenwart und weltweit die vierthäufigste Todesursache – mit steigender Tendenz. Typische Symptome der COPD-Symptome sind Auswurf, Husten, Atemnot („AHA“) welche häufig als Raucherhusten und Alterserscheinung missinterpretiert werden. Das führt dazu, dass die Erkrankung oft erst in einem meist fortgeschrittenen Stadium festgestellt wird. Als Konsequenz daraus sollte bei Rauchern, aber auch anderen Risikofaktoren im Falle solcher Beschwerden eine Lungenfunktion durchgeführt werden. Denn bei Menschen ab dem 40. Lebensjahr mit diesen Symptomen und entsprechenden Risikofaktoren liegt in fast 50% der Fälle eine COPD vor. Verursacht wird COPD oft, aber nicht nur durch das Rauchen – 20% der COPD-Erkrankten haben nie geraucht. Basis der Therapie sind langwirksame Medikamente, die die Bronchien erweitern. In den letzten Jahren konnten erfreulicherweise eine ganze Reihe von großen Fortschritten in der COPD erzielt werden, auch in der Therapie. So mehren sich neben Entwicklung neuer Medikamente (ultralangwirksame Bronchodilatatoren, antientzündliche Medikamente) Daten, dass eine frühe Therapie vorteilhaft ist. Zusätzlich kommen neue endoskopische Verfahren zur Lungenvolumenreduktion bei Patienten mit Lungenemphysem zunehmend zum Einsatz – mit wachsendem Erfolg.
Heute wird die COPD nicht mehr als reine Lungenerkrankung, sondern als Erkrankung mit Effekten auf den ganzen Körper angesehen. Der Bedeutung von Begleiterkrankungen wie KHK oder Depression wird daher zunehmend Beachtung geschenkt – mit möglicherweise therapeutischen Konsequenzen.
Von den atemwegseinengenden Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma muss man die sogenannten restriktiven Lungenerkrankungen trennen. Hierbei kommt es nicht zu einer Einengung der Bronchien, sondern zu einer Verkleinerung der Lunge. Das kann viele Ursachen haben, so z.B. eine interstitielle Lungenerkrankungen. Bei solchen sind nicht die Bronchien sondern die Lungenbläschen und andere Lungenstrukturen verändert. Dazu gehören zum Beispiel auch die verschiedenen Formen der Lungenfibrose.
Es kommt bei Fibrosen zu einer Art Vernarbung der Lunge mit der Folge, dass sich die Lunge nicht mehr so ausdehnen kann wie früher. Die Ursachen für Lungenfibrosen sind mannigfaltig: eine Art chronische Allergie (z.B. der Farmer- oder Vogelhalterlunge), Rheuma-Erkrankungen oder Medikamente wie aber auch unbekannte Ursachen. Bei letzteren spricht man dann von idiopathischer Lungenfibrose, für die es einige Assoziationen gibt, wie zum Beispiel auch das Rauchen. Die typischen Beschwerden bei solchen interstitiellen Lungenerkrankungen sind denen der COPD nicht unähnlich – allerdings ist der Husten oft trocken und die Luftnot kommt meist schleichend über Jahre. Basis der Therapie sind hierbei Medikamente, die die Vernarbung vermindern oder deren Voranschreiten verhindern sollen. Auch bei Lungenfibrosen konnten in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt werden, die in der aktuellen neuen internationalen und deutschlandweiten Leitlinie sehr gut zusammengefasst sind.
Allerdings können beide Erkrankungen auch zusammen vorkommen – dann nennt man das kombinierte Lungenfibrose mit Lungenemphysem. Die Betroffenen leiden dabei unter einer Kombination der Beschwerden und sind oft kränker als die Menschen mit „nur“ COPD oder Fibrose. Wichtig ist –wie bei allen Lungenerkrankungen- möglichst vom Rauchen weg zu kommen – da hilft oft aber nur der „Profi“, eine Raucherambulanz wie die der Thoraxklinik Heidelberg. Aber auch regelmäßige körperliche Betätigung ist eine sehr wichtige Therapie – am besten in der Lungensportgruppe. Darüber hinaus helfen regelmäßige Impfungen als gemeinsamer Therapieansatz. Ansonsten werden beide Erkrankungen „getrennt“ behandelt.Zusammenfassend sind COPD und Lungenfibrosen sehr unterschiedliche Erkrankungen mit allerdings ähnlichen Beschwerden. Die Therapie ist sehr verschieden – während die obstruktiven Atemwegserkrankungen wie COPD mit Bronchien-erweiternden Medikamenten behandelt werden, werden die Lungenfibrosen antifibrotisch behandelt. Gemeinsam ist in der Therapie Raucherentwöhnung, Lungensport und Impfungen sowie die gegenseitige Unterstützung der Betroffenen zum Beispiel in einer entsprechenden, krankheitsbezogenen Selbsthilfegruppe.
Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. Michael Kreuter
Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg